Vernichtungskrieg Besprechungen: Jan Ganschow,
Olaf Haselhorst, Maik Ohnezeit: Der deutsch-dänische Krieg 1864 -
Vorgeschichte, Verlauf, Folgen, Graz 2013, 332 S. (Vorwort von Lothar Höbelt) Im Jahr 2007 hat
der Ares-Verlag damit begonnen, eine kleine Buchreihe über die deutschen
"Einigungskriege" herauszugeben. Nach dem zuerst erschienen Band
über 1866 und der 2009 folgenden Darstellung der Jahre 1870/71 wird jetzt
abschließend der deutsch-dänische Krieg von 1864 behandelt. Die Autoren, von
denen für seinen Abschnitt allein verantwortlich zeichnet, handeln das
Geschehen umfassend ab. Es sind Kapitel über die politische Vorgeschichte des
Konflikts seit dem Wiener Kongreß von 1815 enthalten. Andere Abschnitte sind
den militärischen Operationen gewidmet, den kriegsvölkerrechtlichen Aspekten,
den Folgen des Krieges und schließlich der "Erinnerungskultur".
Lothar Höbelt hat ein ausdrücklich "österreichisches Vorwort"
beigesteuert, das in einer etwas wehmütigen Tonlage gehalten ist. Schließlich
wurde Schleswig-Holstein nach dem Krieg von 1864 bald zum Streitfall zwischen
Preußen und Österreich, was schließlich in den Krieg von 1866 führte und
damit in die erste deutsche Teilung. Diesen negativen Aspekt der
Ereigniskette hat die auf Preußen fixierte Geschichtsschreibung gerne
vernachlässigt. Höbelt lobt in
diesem Zusammenhang die Grundhaltung der Autoren, nicht von angeblich
unvermeidlichen Konflikten auszugehen, sondern die Offenheit der damaligen
Situation zu betonen. Weder der Krieg von 1864 noch der von 1866 waren
unvermeidlich, das geht aus der dataillierten Darstellung deutlich hervor.
Kompromisse wären möglich gewesen. Die komplizierte Ausgangslage legte das
eigentlich nah. Sie wird von den Autoren in der Vorbemerkung mit dem Bonmot
des britischen Premiers Palmerston illustriert, die schleswig-holsteinische
Frage hätten nur drei Personen verstanden: "der Prinzregent Albert, aber
der ist gestorben; ein deutscher Gelehrter, aber der ist darüber verrückt
geworden; und ich selbst, aber ich habe die Sache leider vergessen." Gleiichberechtigt
neben der Offenheit der Ereignisse steht die Offenheit der Erinnerung an sie.
Olaf Haselhorst geht in seinem Beitrag zur Erinnerungskultur auch auf den
Fall Carl Klinke ein. Den Namen dieses Pioniers, des Helden der Düppeler
Schanzen, der sein Leben geopfert und den Durchbruch durch die dänischen
Linien möglich gemacht hatte, kannte lange Zeit wohl fast jeder Schüler.
Theodor Fontane hat ihm Verse gewidmet, obwohl er an der Geschichte selbst
offenbar leise Zweifel hatte. Haselhorst analysiert den Fall und zeigt auf,
daß sich der Klinke-Mythos in der Tat erst entwickeln mußte, ohne daß
letztlich völlige Klarheit über den tatsächlichen Ablauf der Ereignisse vor
den Düppeler Schanzen zu gewinnen ist. Insgesamt ist das
ein sehr gelunger Band. Er zeigt, wie sich Kriegs- und Militärgeschichte
heute darstellen lassen, ohne sich in reiner Schlachtenbeschreibung zu
erschöpfen.
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