Vernichtungskrieg Besprechungen: Domenico Losurdo:
Stalin - Geschichte und Kritik einer schwarzen Legende, Köln 2012, 451 S. Der italienische
Philosoph Domenico Losurdo hat in den letzten Jahren einige
zeitgeschichtliche Werke veröffentlicht, die teilweise auch hier besprochen wurden. Gemeinsam sind ihnen
sowohl eine marxistische Grundstimmung wie eine ausgesprochene Neigung, den
Mythen und Legenden des Westens eine Gegengeschichte zu präsentieren. Dort
ist dann beispielsweise von den in Europa fast unbekannten Massenverbrechen
des britischen Imperialismus die Rede. Nun hat sich
Losurdo an keinen Geringeren als an Josef Stalin gewagt. Er strebt eine
"Entdämonisierung" des Sowjetdiktators an, läßt bereits der
Klappentext wissen. In der Kritik Losurdos stehen statt
dessen beispielsweise Nikita Chruschtschow und dessen Anklage gegen
Stalin auf dem Parteitag der KpdSU. Auch Leo Trotzki und dessen in manchen
Kreisen immer noch tadellos gewaltfreies Image werden aufs Korn genommen.
Losurdo bestreitet die Massentötungen unter der Herrschaft Stalins nicht,
setzt sie aber in Beziehung zu anderen zeitgenössischen Ereignissen und eben
zu den Absichten anderer Sowjetführer. Dem wird man an vielen Stellen nicht
folgen können. Wer aber die eigenen historischen Einschätzungen auf den
Prüfstand stellen will oder einfach nur eine erschütternde Zeitreise dahin
machen will, wo Stalin noch verherrlicht wurde, kann zu diesem Buch greifen.
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