Vernichtungskrieg Besprechungen: Ernst Nolte: Die
Dritte Radikale Widerstandsbewegung: Der Islamismus, Berlin 2009 Ernst Nolte hat
sein vor einigen Jahren andeutungsweise angekündigtes Buch über den
Islamismus jetzt veröffentlicht. Bereits damals war Nolte sich der
Schwierigkeiten bewußt, die eine Untersuchung des Islamismus für ihn mit sich
bringen würde, sind doch bereits die sprachlichen Hindernisse für einen
Nichtfachmann kaum zu überwinden. Auch hat der Versuch, sich in die exotische
Gedankenwelt der islamischen Kultur hineinzudenken, selbst bei vorhandener
Sprachkenntnis zu ganz verschiedenen Ansichten geführt. Die Einschätzungen
von Islamwissenschaftlern, was der Islam sei, reichen von einer vergeistigten
Religion des Friedens bis hin zu einer überwiegend formalen Lebensform mit beinah
totalitärem Anspruch an den Einzelnen. Nolte steht insofern nicht vor diesen
Schwierigkeiten, als er nicht den Islam an sich, sondern den Islamismus als
vorwiegend politische Bewegung beschreibt, und zwar als "Dritte
Widerstandsbewegung". Damit steht der
Islamismus für ihn in einer Reihe mit Kommunismus und Faschismus. Dies muß
erstaunen, hatte Nolte doch den Faschismus in seiner Habilitationsschrift
über den "Faschismus in seiner Epoche" als Widerstandsbewegung
gegen den Kommunismus, als "Antibolschewismus" gekennzeichnet. Nun
sind beide zusammen als Teil einer Widerstandsbewegung gegen etwas Drittes
gedeutet, gegen die westliche Moderne. Den darin enthaltenen Widerspruch löst
Nolte nicht vollständig auf. Die Darstellung
beschäftigt sich auf Basis dieser Annahme vorwiegend aus historischer
Perspektive mit dem Auftreten des Westens in der islamischen Welt, als
Kolonialherr und ganz besonders als Ursache für die Existenz Israels. Den
Zionismus und Israel sieht Nolte als "Einsprengsel von Modernität"
(S. 193 ff.) im islamischen Raum und damit als Hauptursache für die aktuelle
Militanz des Islamismus. Das ist in deutschen Medien verbreitet auf Kritik
gestoßen, wir haben bereits darauf hingewiesen. Nolte endet mit
einer Schlußbetrachtung, die man als Summe seines Geschichtsdenkens
bezeichnen kann, dem Projekt "Gerechtigkeit für Hitler".
Gerechtigkeit bedeutet hier für Nolte, Hitler als "Verkörperung des
radikalen Gegenpols zum Marxismus und daher zwangsläufig auch als dessen
Nachahmer zu interpretieren". (S. 382) Gleichzeitig rückt Nolte den
Zionismus als jüdischen Nationalismus eng in die Nähe des
Nationalsozialismus, zumindest bis 1938. (S. 384) Ob man diese Denkfigur
nachvollziehen will, ist entscheidend für das Verständnis und die Einstufung
des vorliegenden Buchs.
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