Vernichtungskrieg Besprechungen: Walter Post:
Wehrmacht und Holocaust – War das Heer 1941 an ‚Judenaktionen‘ beteiligt?, Selent 2016, 316 S. Dr. Walter Post ist als Autor zahlreicher Buchveröffentlichungen
zum Thema Zweiter Weltkrieg bekannt. In dieser neuen Veröffentlichung nimmt
er sich nun der Frage an, ob die deutschen Streitkräfte sich 1941 an den
Massenerschießungen der jüdischen Bevölkerung in den besetzten Gebieten der
UdSSR beteiligt haben. Sein Beispiel ist dabei die 707. Infanteriedivision,
die ab September 1941 als Sicherungsdivision in Weißrußland stationiert war.
Diese Division und ihr Kommandeur Gustav von Bechtolsheim sind seit den Wehrmachtsausstellungen des
Hamburger Instituts für Sozialforschung häufig beschuldigt worden, nicht nur
an solchen Morden beteiligt gewesen zu sein, sondern sie auch aus eigener Initiative
begangen zu haben. Posts Buch hat, um das gleich zu sagen, sowohl Licht als
Schatten. Zum Schatten gehört, daß Post die Literatur fast vollständig
ignoriert, die zu diesem Thema publiziert wurde. Es finden sich lediglich
einige Hinweise auf Hannes Heer, der seinerzeit für das Konzept der ersten
Wehrmachtsausstellung verantwortlich zeichnete. Zum Schatten gehört im weiteren, daß Post den Fall der 707. Infanteriedivision
nutzt, um die Wehrmacht insgesamt von der „Beteiligung“ am Holocaust
freizusprechen und dabei den Begriff der Beteiligung sehr eng faßt. Beteiligt
war für ihn offenbar nur, wer direkt geschossen hat. Das haben offenbar nur
wenige Einheiten und einzelne Wehrmachtsangehörige, nicht die Wehrmacht als
Institution. Allerdings haben sich Einheiten der Wehrmacht immer wieder an
Absperrungen von Ortschaften beteiligt. Dies geschah auf Anforderung
nationalsozialistischer Dienststellen und ließ sich offenbar nicht immer
vermeiden. Posts Fazit, die Wehrmacht sei gänzlich unbeteiligt gewesen, mutet
vor diesem Hintergrund überzogen an. Zum Licht in diesem Buch gehört, daß Post eine souveräne
Darstellung der 707. Infanteriedivision und ihrer Geschichte vorgelegt hat.
Sie wird die weitere Debatte bereichern.
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