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Vernichtungskrieg

 

Besprechungen:

Heimo Schwilk: Ernst Jünger, München 2007

Für Ernst Jünger war der Zweite Weltkrieg ein Vernichtungskrieg der besonderen Art. Er brachte den Untergang Deutschlands, den Verlust seines Sohnes, aber zugleich auch den Untergang seiner eigenen Werteordnung. Daß er einmal "Scham" dabei empfinden würde, eine deutsche Uniform anzulegen oder gar seine Orden, hätte Jünger sich zuvor nicht träumen lassen.

Schwilk spürt Jüngers Leben auf eine Art nach, bei der die Jugend Jüngers und der Erste Weltkrieg origineller dargestellt sind als die späteren Jahre, bei denen er doch oft wenig eigentlich biographisches bringst oder unbekanntes zu Tage fördert. Zwar bleibt der Eindruck einer gelungen Darstellung, doch fehlt Schwilk der Blick für ein zentrales Element in Jüngers Denken. Jünger blieb bis zum Lebensende ganz selbstverständlich ein deutscher Nationalist, auch wenn er sich von den Aufgeregtheiten der 1920er Jahre weit entfernt hatte. Damals hatte Jünger dem Nationalgedanken eine Bindekraft und Sinngebung zugetraut, die in der Realpolitik nicht eingelöst werden konnte. Die "nationale Erhebung" fand anders statt, als er dies gewollt hatte, und er distanzierte sich.

Das konnte Jünger nicht daran hindern, Deutschland als ein Zentrum seiner Gedankenwelt zu schätzen. Seine Trauer über die sogenannte Ostpolitik der sozialdemokratischen Regierung Brandt, die ohne jede Gegenleistung ein Viertel Deutschlands schriftlich abschrieb (bzw. so weit wie irgend möglich abzuschreiben versuchte, denn einen Rechtstitel hatte sie ja nicht) war unverkennbar. Das sei das Werk von "Fellachen". Die Revolution von 1989 war ihm die erste "gute Nachricht für unser Land" seit langem.

Schwilk unterschätzt diese Strömung in Jüngers Leben. Vielleicht ein Zeitzeichen. Dennoch ist seine Biographie sehr gelungen und sehr lesenswert.