Vernichtungskrieg Besprechungen: Thomas Wittek: Auf ewig Feind? Das Deutschlandbild in den britischen Massenmedien nach dem Ersten Weltkrieg, München 2005, 437 S. Die amtliche englische Propaganda und die Presse beschworen zwischen 1914
und 1918 das Feindbild vom aufgedunsenen preußischen "Hunnen" mit
Säbel, der die Welt erobern will und dabei eifrig massakriert, schändet,
verstümmelt und plündert. So nützlich dies im Krieg sein mochte, da man den
auf diese Art erschwerten Kompromißfrieden mit dem
beschimpften Gegner ohnehin grundsätzlich ablehnte, so schwierig gestalteten
sich die politischen Folgen nach dem Sieg. Wie schwer, dies untersucht Thomas
Wittek anhand der Spuren, die dieses Deutschlandbild in den britischen
Massenmedien hinterlassen hat. Als Massenmedium fungierte damals vorwiegend die Presse, wie der Autor betont. Er entnimmt seine Belege dann aber nur recht wenigen englischen Zeitungen, wobei ein Schwergewicht mit Millionenauflage wie der 'Daily Mirror' leider unberücksichtigt bleibt. Deren Äußerungen verfolgt er entlang der im Lauf der Zeit wechselnden Sachthemen. Hier war man sich demnach über Weniges wirklich einig. Stimmen, die an dem gewohnten Feindbild festhielten, wechselten sich mit anderen ab, in denen die eigene Kriegspropaganda teilweise sachlich widerlegt wurde. Politische Ereignisse wie der französische Einmarsch ins Ruhrgebiet konnten solche Positionen verschieben. Dieses Presseecho übte andererseits gelegentlich direkten Einfluß auf die englische Politik aus, etwa auf die Auswahl von Wahlkampfthemen. Alles in allem überwog nach der Meinung von Wittek in England schließlich das schlechte Gewissen wegen des Versailler Vertrags. So schlecht war es denn aber doch nicht, daß man Deutschland vor Hitler irgendwelche Konzessionen machte, mag man entgegnen. Es drängt sich als Fazit der Studie in jedem Fall die Erkenntnis auf, wie groß der Anteil der Presse an der Politikunfähigkeit im Zwischenkriegsengland gewesen ist
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