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Vernichtungskrieg

 

Stichwort: Deutsche Teilungen

Die Grenzen des deutschen Staatsgebiets veränderten sich seit dem Aufkommen der Begriffe "deutsch" und "Deutschland" gegen Ende des 1. Jahrtausends nach Christus nur langsam. Im Westen drängte die jahrhundertlange Offensive des Königreichs Frankreich die deutsche Grenze Stückweise zurück, zuletzt besonders intensiv in den Zeiten Ludwigs XIV. Der Sonnenkönig eroberte dauerhaft das Elsaß und Straßburg; er erreichte damit die Rheingrenze. Diesem Gebietsverlust im Westen stand ein deutscher Gebietsgewinn im Osten gegenüber, der durch die deutsche Ostsiedlung und dynastische Verschiebungen wie Heirat und Erbschaft erreicht wurde.

Zwischen 1866 und 1945 wurde dieses gewachsene Staatsgebiet bei drei Gelegenheiten geteilt. Die erste Teilung folgte 1866 aus dem Gegensatz der Herrscherhäuser Hohenzollern und Habsburg. Nach der österreichischen Niederlage gegen Preußen wurde Österreich gezwungen, den deutschen Bund zu verlassen. Damit verließen mit Österreich, Böhmen und Mähren mehrere Gebiete den deutschen Staatsverband, die seit dessen Gründung zu ihm gehört hatten.

Die Revolutionen von 1918 brachten das Ende für die Herrschaft der Dynastien Habsburg und Hohenzollern. Da einer Wiedervereinigung Deutschlands unter demokratischen Vorzeichen scheinbar nichts im Weg stand, erklärten Österreichs Parlamentarier den Beitritt der von ihnen repräsentieren Gebiete zur Weimarer Republik. Volksabstimmungen ergaben eine überwältigende Zustimmung der Bevölkerung zu diesem Schritt. In den Friedensverträgen von Versailles und St. Germain verboten die alliierten Siegermächte diese Wiederveinigung. Neuschöpfungen wie die Alpenrepublik Österreich und besonders die Tschechoslowakei sollten den alliierten Sieg sichern. Dies bezeichnete der österreichische Bundeskanzler Renner als "zweite deutsche Teilung".

Die dritte Teilung des gewachsenen deutschen Staatsgebiets erfolgte 1945. Die alliierten Siegermächte spalteten erneut Österreich von Deutschland ab und verboten jeden künftigen Versuch, dies zu ändern. Zugleich wurde der Rest Deutschlands in Besatzungsgebiete aufgeteilt und ein bedeutender Teil Deutschlands ethnischen Säuberungen unterworfen. Um die neugeschaffenen Staaten Tschechoslowakei und Polen zu stärken, wurde den Regierungen dort grünes Licht für die vollständige Vernichtung deutschen Lebens gegeben. Hierbei überlagerten sich die strategischen Motive der Sieger, Deutschland auf Dauer zu schwächen, mit den bereits vor dem Krieg erhobenen Ansprüchen in Tschechien und Polen auf weite Teile deutsch besiedelten Gebiets. Aufgrund der Spaltung in Österreich, BRD, DDR und die Vertreibungsgebiete wird in diesem Zusammenhang gelegentlich von einer Vierteilung Deutschlands gesprochen.

Literatur:

Brandes, Detlev: Der Weg zur Vertreibung: Pläne und Entscheidungen zum 'Transfer' der Deutschen aus der Tschechoslowakei und aus Polen, München 2001

Dehio, Ludwig: Gleichgewicht oder Hegemonie, Darmstadt 1996

Gehrke, Roland: Der polnische Westgedanke bis zur Wiedererrichtung des polnischen Staates nach Ende des Ersten Weltkriegs, (Dissertation) Marburg 2001

Zayas, Alfred Maurice de: Die Anglo-Amerikaner und die Vertreibung der Deutschen, München 1979