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Vernichtungskrieg

 

Stichwort: Westgedanke, polnischer

Seit Beginn des neunzehnten Jahrhunderts entwickelte sich ein neuer polnischer Nationalismus. Er sah in Polen ein ewiges Opfer fremder Aggressionen und ging unter anderem davon aus, daß ein Großteil von Deutschland eigentlich slawisches Land sei, auf das Polen nach einer staatlichen Neugründung einen Anspruch hätte. Extrem nationalistische Autoren stritten teilweise die Existenz von Germanen zur Römerzeit ab und forderten im Prinzip die Rheingrenze für Polen. Dies waren besonders radikale Auswüchse, aber zu den Standards des polnischen Westgedankens gehörte die Behauptung, alles Land östlich der Elbe sei slawisch. Es wurde versucht, dies mit pseudoakademischen Untersuchungen des polnischen Westvereins zu begründen.

Dies hatte Folgen für die polnische Politik nach 1919, als tatsächlich ein neuer polnischer Staat entstanden war. Außenminister Josef Beck forderte Ende 1932 einen Angriff auf die Weimarer Republik zur "Befreiung" weiter Landstriche vom "deutschen Joch". Im Sommer 1938 ließ er gegenüber dem Völkerbundkommissar Carl Jacob Burckhardt durchblicken, Danzig, Ostpreussen, Schlesien und Pommern als Ziel polnischer Eroberung im Visier zu haben. Im unmittelbaren Vorfeld des 1. September 1939 ließ die polnische Regierung auch wieder Zeitungsartikel veröffentlichen, in denen unter anderem Köln als polnische Stadt bezeichnet wurde.

Literatur:

Burckhardt, Carl Jakob: Meine Danziger Mission, München 1960

Gehrke, Roland: Der polnische Westgedanke bis zur Wiedererrichtung des polnischen Staates nach Ende des Ersten Weltkriegs, (Dissertation) Marburg 2001