Vernichtungskrieg Besprechungen: Heinz Duchardt: Stein – Eine Biographie, Münster 2007, 530 S. Schon vor gut zehn Jahren hat Prof.
Heinz Duchardt eine Biographie des Freiherrn vom und zum Stein
vorgelegt. Wenn sie hier und heute durch einen Hinweis gewürdigt wird, dann
zum einen, weil sie immer noch aktueller Teil des Forschungsstandes ist. Zum
anderen, weil Freiherr vom Stein auch als Person der heutigen Zeit etwas zu
sagen hat. Recht genau 200 Jahre ist es her,
da saß Stein im Sommer 1807 als Privatmann in Nassau, vom preußischen König
vorher mit ziemlich groben Worten entlassen. Preußen war von Frankreich
geschlagen und besetzt, der Staat kurz vor der Auflösung. Die Monarchie hatte
sich in den Jahren davor als wenig geeignetes politisches System erwiesen und
diese Krise mutwillig mit verursacht. In dieser Lage schrieb Stein die
sogenannte „Nassauer-Denkschrift“, die das Verhältnis von Staatsführung,
Verwaltung und Volk in Deutschland stark mit beeinflußt
hat. „Alle durch Überzeugung, Teilnahme und Mitwirkung bei den
Nationalangelegenheiten eine freie Tätigkeit und eine Richtung auf das
Gemeinwohl zu geben“, stand dort als Ideal zu lesen. Freilich, auch Stein mußte – wieder in Dienst gerufen – später feststellen,
wie so mancher Teufel hier im Detail steckte. Viele der von ihm angestoßenen
Reformen, etwa bei der Bauernbefreiung in Ostdeutschland, erhielten im
Kleingedruckten durch stille Lobbyarbeit des Großgrundbesitzenden Adels
subtile Korrekturen. So stand der Befreiung zugleich der Verlust sozialer
Absicherung durch die fehlende Fürsorgepflicht der
Gutsherrn gegenüber. Obendrein mußte so mancher
Befreite einen Teil seines Bodens abtreten, um den „Befreiungsschaden“ wieder
gut zu machen. Die Geschichte dieses Bauernlegens ist wohl nicht oft genug
erzählt worden. Stein, so wird deutlich, hatte
immer die das Wohl der ganzen Nation als letztes Ziel seiner Arbeit im Blick.
Dabei setzte er auf Tugenden (und hat sie vielleicht sogar mit gefördert),
von denen Duchardt etwas wehmütig schreibt, sie
seien längst wieder abhanden gekommen. (S. 173) Der Autor geht ausführlich darauf
ein. Überhaupt ist das Buch sehr dicht und materialreich geschrieben und
deckt Steins Leben und Wirken recht komplett ab. Empfehlenswert.
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