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Vernichtungskrieg

 

Besprechungen:

Konrad H. Jarausch/Klaus-Jochen Arnold: “Das stille Sterben…” Feldpostbriefe von Konrad Jarausch aus Polen und Russland, Paderborn 2008, 386 S., Geleitwort von Hans-Jochen Vogel

Konrad Jarausch, Studienrat und Religionspädagoge, wurde am 26. August 1939 zur deutschen Wehrmacht eingezogen und tat als Unteroffizier sowohl in Polen wie in Russland seinen Dienst im Hinterland. Zuletzt war er für die Versorgung russischer Kriegsgefangener verantwortlich. Aus dieser Erfahrung bezieht das Buch seinen Titel, denn auch Jarausch musste miterleben, an die russischen Gefangenen nicht genug Essen ausgeben zu können und daher ihr Sterben mit ansehen.

Obwohl Titel, ist dies jedoch nicht der Hauptinhalt von Jarauschs Feldpostbriefen, die sein Sohn, langjähriger Leiter des Potsdamer Zentrums für Zeithistorische Forschung, nun zusammen mit Klaus-Jochen Arnold herausgegeben hat. Die Briefe schildern den Alltag hinter der Front, im besetzten Polen, beim Warten vor Beginn des Rußlandfeldzugs und auf dem Vormarsch. Der Autor bleibt bestrebt, alles genau zu erfassen und beschäftigt sich intensiv mit Land und Leuten, auch das Erlernen der russischen Sprache gehört für ihn dazu.

In diesen Detailschilderungen liegt der Wert der von Klaus-Jochen Arnold kommentierten Briefedition. So kann man hier zum Beispiel erfahren, daß die deutschen Truppen in Polen am 22. Juni 1940 in Alarmbereitschaft versetzt wurden, da man bereits damals mit einem russischen Angriff rechnete, ein Jahr vor dem Beginn des Unternehmens Barbarossa. Neben solchen kleinen Bestätigungen der Präventivkriegsthese ist es frappierend zu sehen, wie Jarausch die Ausweitung  des Krieges aus fast irrationalen Motiven oft als deutsche Initiative deutet, so etwa im Fall der durch alliierte Maßnahmen erzwungenen Besetzung Norwegens. Aus solchen Details geht hervor, wie wenig die deutschen Streitkräfte mental auf den großen Krieg vorbereitet waren. Dazu gesellte sich im Russlandfeldzug die logistische Katastrophe, der Millionen sowjetischer Soldaten und der Feldzug insgesamt zum Opfer fielen. Auch Konrad Jarausch überlebte den russischen Winter nicht. Er starb am 27. Januar 1942 an Fleckfieber.