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Vernichtungskrieg

 

Stichwort: Unternehmen Barbarossa

Unternehmen Barbarossa, so lautete die Tarnbezeichnung für den deutschen Angriff auf die UdSSR vom 22. Juni 1941. Die Weisung für das Unternehmen wurde unter dieser Bezeichnung am 18. Dezember 1940 herausgegeben, nachdem das im November vorangegangene Berliner Gipfeltreffen der deutschen Staatsführung mit dem sowjetischen Außenminister Vjatscheslav Molotov zum Bruch im deutsch-sowjetischen Verhältnis geführt hatte. Molotov kündigte in Berlin das deutsch-sowjetische Abkommen über die Abgrenzung der Interessensphären auf und gab nach seiner Rückkehr in Moskau der Komintern die Anweisung, den deutschen Machtbereich intensiver zu zersetzen. Faktisch bedeutete sein Auftritt in Berlin, wie der Historiker Andreas Hillgruber feststellte, die Aufforderung zu einer strategischen Kapitulation Deutschlands.

Die militärischen Planungen für eine deutsche Offensive zur Zerschlagung der nach dem Schukow-Plan in Grenznähe aufmarschierten Roten Armee gingen von einer zahlenmäßigen und materiellen zwei- bis dreifachen Überlegenheit des Gegners aus. Sie sollte durch bessere Führungsqualität und die Kampferfahrung der deutschen Streitkräfte ausgeglichen werden, wobei in den Planungsstäben die Siegeszuversicht überwog. Nach Abschluß der Operationen in Grenznähe, wo die sowjetischen Streitkräfte zum Kampf gestellt werden sollten, ging die deutsche Militärführung von der Möglichkeit einer zügigen Eroberung weiter Teile der europäischen Sowjetunion bis zum Winterbeginn aus.

Trotz großer Anfangserfolge scheiterte das Unternehmen Barbarossa an einer Kombination verschiedener Gründe. Die Hauptgründe lagen in der Stärke der Roten Armee, die in Teilbereichen nicht wie angenommen nur zwei-dreifach, sondern etwa im Bereich Panzer bis zu siebenfach überlegen war. So konnten die hohen russischen Verluste der ersten Wochen durch immer neue Einheiten ersetzt werden. Der zweite Hauptgrund lag in der fehlenden logistischen Vorbereitung der deutschen Streitkräfte, denen es frühzeitig an Ersatzteilen, Munition, Treibstoff und Essen fehlte. So zogen sich die Kämpfe bis zum Winter hin, für den dann auch die nötige Winterausrüstung nicht geliefert werden konnte.

Das Scheitern dieser Offensive im Jahr 1941 kann wegen der hohen deutschen Verluste an Menschen und Material bereits als Ausdruck einer endgültigen Entscheidung über den Ausgang des Zweiten Weltkriegs gesehen werden. Da die Verluste nicht ausgeglichen werden konnten, der Zweifrontenkrieg andauerte und die Möglichkeit von Rohstoff und Nahrungsmittelimporten aus der UdSSR unter Kriegsbedingungen kaum noch gegeben war, büßte Deutschland im Herbst 1941 seine Fähigkeiten zur Ausschaltung seiner Hauptgegner weitgehend ein.

Literatur:

Clark, Allan: Barbarossa : the Russian-German conflict, 1941 - 1945, London 2005

Andreas Hillgruber: Hitlers Strategie, Frankfurt 1993

Magenheimer, Heinz: Entscheidungskampf 1941 : sowjetische Kriegsvorbereitungen, Aufmarsch, Zusammenstoß, Bielefeld 2000

Scheil, Stefan: 1940/41 - Die Eskalation des Zweiten Weltkriegs, München 2005