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Vernichtungskrieg

 

Stichwort: Molotov, Vjatscheslav

Vjatscheslav Molotov (1890-1986) sowjetischer Revolutionär und Diplomat, Außenminister von 1939-1949 und 1953-1956, 1962 aus der KpdSU ausgeschlossen, 1984 rehabilitiert

Molotov gehörte zu den engsten Vertrauten Joseph Stalins. Mitglied der Bolschewiki wurde er bereits 1906.

Molotov übernahm das Amt des sowjetischen Außenministers im Frühjahr 1939, um der sowjetischen Politik die Auslösung des lange geplanten Zweiten Weltkriegs gegebenenfalls über einen Pakt mit Deutschland möglich zu machen. Er löste Maxim Litvinov ab, der für eine einseitig auf die Westmächte ausgerichtete Politik stand und wegen seiner jüdischen Herkunft als Verhandlungspartner mit den Nationalsozialisten ungeeignet erschien.

Die Wende der sowjetischen Politik hin zu einer vorübergehenden Zusammenarbeit mit Deutschland fand im August 1939 durch den Abschluß des deutsch-russischen Nichtangriffsvertrages statt, der von Molotov und dem deutschen Außenminister Ribbentrop in Moskau unterzeichnet wurde.

Im Folgejahr 1940 prophezeite Molotov den Endsieg des Sozialismus nach einer Entscheidungsschlacht am Rhein und ging im November 1940 bei einem Gipfeltreffen in Berlin mit Hitler und Ribbentrop durch die Kündigung des geheimen Zusatzprotokolls zum deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakts, und damit des Paktes selbst, an die Umsetzung dieser Absicht.

Molotovs Leben und seine politische Arbeit waren vom Glauben an die Möglichkeit einer sozialistischen Weltrevolution geprägt. Für dieses Ziel nahm er den unbedingten Vorrang der Interessen der Partei in Kauf und akzeptierte unter anderem die jahrelange Verbannung seiner Frau Polina durch Stalin, die als Jüdin wegen eines Treffens mit zionistischen Politikern in den Ruf politischer Unzuverlässigkeit geraten war. Das Scheitern des geplanten Großangriffs auf Europa durch den zuvor erfolgten deutschen Militärschlag im Juni 1941 machte die Chancen für eine Revolutionierung Europas zu seinen Lebzeiten zunichte.

 

Literatur:

Chuev, Felix: Molotov remembers - inside Kremlin politics, Chicago 1993

Goldmann, Nachum: Mein Leben als deutscher Jude, Frankfurt 1983