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Vernichtungskrieg

 

Stichwort: Geheimes Zusatzprotokoll zum deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt

Vor dem Abschluß des deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakts im August 1939 forderte die UdSSR den gleichzeitigen Abschluß eines Geheimprotokolls. Dieses Protokoll sollte nach sowjetischen Vorstellungen integraler Bestandteil des Nichtangriffspakts sein und die gegenseitigen Interessensphären beider Staaten in Mittel- und Osteuropa abstecken.

Das schließlich unterzeichnete Protokoll sprach Finnland, Estland, Lettland, den östlichen Teil Polens und die rumänische Provinz Bessarabien dem sowjetischen Interessenbereich zu, den westlichen Teil Polens und Litauen dagegen dem deutschen. Über weitere Länder wurde nichts konkretes vereinbart. Auch auf eine genaue Bestimmung, welche Rechte die Vertragspartner in ihrer "Interessensphäre" beanspruchen wollten, wurde verzichtet.

Da zum Zeitpunkt der Unterzeichnung noch die Möglichkeit einer internationalen Konferenz zur Regelung der Spannungen zwischen Deutschland einerseits, sowie Polen und den Westmächten andererseits bestand, muß das geheime Zusatzprotokoll als Versuch der beiden Unterzeichnerstaaten gelten, den möglichen Ausgang einer solchen Konferenz zu beeinflussen. Zugleich gab das Protokoll der Sowjetunion für den Fall eines Kriegsausbruchs die Möglichkeit eines gegen Westen gerichteten Offensivaufmarschs der Roten Armee, da die bisher im Weg stehenden Randstaaten jetzt besetzt werden konnten. Dies entsprach der von Stalin auf dem Parteitag der KPdSU im Frühjahr 1939 angekündigten Vorbereitung eines Angriffs.

Auf dem Berliner Gipfeltreffen mit der deutschen Regierung im November 1940 erklärte der sowjetische Außenminister Molotov mit ausdrücklicher Billigung Stalins, das geheime Zusatzprotokoll sei "überholt und erschöpft". Er stellte bei den folgenden Verhandlungen weitergehende Forderungen nach einer Ausdehnung der sowjetischen Interessensphäre in Nordeuropa und dem Balkan.

In der Nachkriegszeit stritt die UdSSR die Existenz des geheimen Zusatzprotokolls ab, so auch während des Nürnberger Prozesses. Erst in der Ära Gorbatschow wurde die Existenz des Protokolls zugegeben.

Literatur:

Gornig, Gilbert-Hanno: Der Hitler-Stalin-Pakt - Eine Völkerrechtliche Studie, Frankfurt a.M. 1990

Lipinsky, Jan: Das geheime Zusatzprotokoll zum deutsch-sowjetischen Nichtangriffsvertrag, Frankfurt 2004