Vernichtungskrieg Stichwort:
Hegemonie Der Begriff
Hegemonie in der internationalen Politik bezeichnet die politische,
wirtschaftliche, juristische, militärische und auch kulturelle
Führungsstellung einzelner Staaten gegenüber anderen. Für eine vollständige
Hegemonie müssen alle fünf genannten Kriterien erfüllt sein. Kennzeichen für
das Bestehen von Hegemonie ist dann in der Regel die Freiwilligkeit, mit der
sich Staaten, ihre Bewohner und ihre Führungsschicht ihr unterwerfen.
Widerstand gegen in vollem Umfang ausgeübte Hegemonie erscheint nicht nur als
aussichtslos, sondern als sinnlos und moralisch fragwürdig, da der Hegemon geschichtlich im Recht zu sein scheint. Dies
kann durch Übernahme von politisch-kulturellen Deutungsmustern des Hegemons
so weit gehen, daß die Hegemonie als solche gar nicht bemerkt wird. Historische
Beispiele für Hegemonie sind etwa die Stellung des römischen Reichs innerhalb
des Mittelmeerraums, des weltweit ausgedehnten britischen Empires und der
US-amerikanischen Stellung gegenüber Europa nach 1945. Der Verfall von
Hegemonie ist ein längerer Prozeß, der in der Regel mit dem Verfall der
relativen wirtschaftlichen Leistungskraft des Hegemons beginnt, was durch
inneren Verfall, imperiale Überdehnung oder auch durch die Entwicklung von
Wirtschaftkraft in anderen Staaten geschehen. In diesem Sinn wurde die
Industrialisierung Deutschlands seit 1890 durch den
britischen Hegemon als Bedrohung interpretiert. Eine weitere
Entwicklung, die zu Veränderungen der hegemonialen Verhältnisse führen kann,
ist die Globalisierung der Wirtschaft, in deren Rahmen neue Staaten und Gebiete
zunächst die klassische europäische Gleichgewichtspolitik unmöglich machten,
zunehmend aber auch die seit 1945 entwickelten Verhältnisse in Europa in
Frage stellen. Literatur: Ludwig Dehio:
Gleichgewicht oder Hegemonie, Krefeld 1948 David P. Calleo:
Die Zukunft der westlichen Allianz - die NATO nach dem Zeitalter der
amerikanischen Hegemonie, Bonn 1989
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