Vernichtungskrieg Stichwort:
Kontinentale Staaten Der Begriff
Kontinental als Mittel zur Beschreibung staatlicher Verhältnisse geht davon
aus, daß die Lage und Größe von Staaten auf dem Festland Auswirkungen auf
deren innere Verfassung haben. Kontinentale Staaten neigen demnach mehr zu
starrer und zentralisierter bürokratischer Verwaltung. Sie verfügen über ein
stehendes Heer und versuchen, auf dem Umweg von Festungsbau ihre von
Nachbarstaaten prinzipiell bedrohten Grenzen zu sichern. Zudem neigen sie zur
Konzentration von Herrschaft auf wenige Personen, zur Diktatur auch
totalitärer Ausprägung und zur absoluten Monarchie. Der Gegenbegriff dazu
lautet insulare
Staaten. Als klassische
Fälle kontinentaler Staaten gelten China und Rußland, innerhalb Europas
nahmen in der Regel Frankreich oder Spanien diese Rolle ein. Das auf einer
föderalen und rechtsstaatlichen Struktur basierende Deutsche
Reich
erfüllte während der meisten Zeit seiner Existenz nicht alle genannten
Kriterien. Erst der nationalsozialistische Umbau der inneren Verfassung
Deutschlands nach 1933 und die sich nach Kriegsausbruch 1939 radikalisierende
NS-Innenpolitik ließen das Deustche Reich zu einem kontinentalen Staat mit
einer "asiatischen Beimischung" (Ludwig Dehio) werden. Die technische
und wirtschaftliche Entwicklung verwischten seit der ersten Hälfte des 20.
Jahrhunderts in gewissem Umfang den Unterscheid zwischen kontinentalen und
insularen Staaten, da neue Bedrohungsszenarien und Verwaltungsanforderungen
auch die insularen Staaten zur Verwendung kontinentaler Methoden zwangen,
insbesondere zur Bürokratisierung und Militarisierung. Literatur: Carl Schmitt:
Land und Meer, Stuttgart 1954 Ludwig Dehio:
Gleichgewicht oder Hegemonie, Krefeld 1948
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