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Vernichtungskrieg

 

Stichwort: Münchener Abkommen

Das Münchener Abkommen wurde am 30. September 1938 von den Regierungschefs Großbritanniens, Deutschlands, Frankreichs und Italiens unterzeichnet. Es ermöglichte die Rückkehr von etwa dreieinhalb Millionen Deutschen in den deutschen Staatsverband, aus dem sie seit der ersten deutschen Teilung 1866 ausgeschlossen waren. Das Münchener Abkommen beendete zugleich die seit 1919 dauernde Besetzung der Sudetengebiete durch die Tschechoslowakei. In München nahmen mit Italien, Frankreich und England drei der wichtigsten Siegermächte des Ersten Weltkriegs ihre 1919 getroffene Entscheidung zurück, die Sudetendeutschen Gebiete entgegen dem damals geäußerten Willen der deutschen Bevölkerung dem neugegründeten tschechoslowakischen Staat zuzuschlagen.

Im Rahmen der internationalen Politik bedeutete das Münchener Abkommen den Höhepunkt des vieldiskutierten Projekts eines Viererdirektoriums aus den vier Münchener Vertragspartnern. Diese vier Staaten sollten demnach im Rahmen einer ständigen Zusammenarbeit künftig die innereuropäischen Angelegenheiten regeln. Das Projekt des Viererdirektoriums wurde insbesondere in England durch die Opposition um Winston Churchill heftig bekämpft. Churchill sprach den Achsenmächten Italien und Deutschland die Eignung als Gesprächs- und Vertragspartner ab. Im Frühjahr 1938 hatte er die tschechoslowakische Regierung aufgefordert, einen Krieg mit Deutschland hervorzurufen. Er würde dies begrüßen.

Das Münchener Abkommen trat nie vollständig in Kraft, da die in einem Zusatz vereinbarte internationale Garantie der künftigen tschechoslowakischen Grenzen nach Regelung der Ansprüche Polens und Ungarns nie gegeben wurde. Im Frühjahr 1939 erklärte die Slowakei ihre Unabhängigkeit, so daß das Münchener Abkommen einer Erklärung des englischen Regierungschefs Neville Chamberlains zufolge hinfällig war.

Das Münchener Abkommen hat wegen der innenpolitischen Auseinandersetzungen in England und der späteren Vertreibung der in München begünstigten deutschen Bevölkerung bis heute einen hohen symbolischen Stellenwert. Es gilt als Symbol der Appeasementpolitik Neville Chamberlains, während zugleich der deutschen Bevölkerung fehlende Loyalität zum tschechoslowakischen Staat vorgeworfen und damit ihre spätere Vertreibung begründet wird. Während der diplomatischen Vorgespräche vor dem Münchener Abkommen brachte der tschechoslowakische Regierungschef Benesch bereits die Aussiedlung von einer Million Deutscher ins Gespräch.

Literatur:

Brandes, Detlef: Der Weg zur Vertreibung, München 2001

Deutscher Bundestag (Hrsg.): Das Münchener Abkommen von 1938 - eine Auswahlbibliographie, Bonn 1970

Götz, Wolfgang: Die Sudetendeutsche Frage, Mainz 1971

Taubert, Fritz: Mythos München, München 2002