Vernichtungskrieg Besprechungen: Marek Kornat:
Polen zwischen Hitler und Stalin, Berlin 2012, 303 S. Autor Marek
Kornat ist Professor am Institut für Geschichte der Polnischen Akademie der
Wissenschaften in Warschau. In dem von Bernhard Wiaderny übersetzten Band
faßt er die innerpolnischen Debatten über die polnische Politik der
Zwischenkriegszeit zusammen, die im Ausland schon wegen der Sprachbarrieren
kaum zur Kenntnis genommen werden. Das Ergebnis ist
ein höchst interessanter und völlig rational geschriebener Beitrag zur Lage
in der Zwischenkriegszeit. Die teilweise verworrenen
Ausführungen, die in den letzten Jahren von deutschen Forschungsstellen über
das Polen vor und während des Zweiten Weltkriegs veröffentlicht wurden,
spielen hier keine Rolle. Erfreulich ist
die Offenheit, mit der Kornat den Anspruch der polnischen Republik schildert,
nach 1919 wieder eine "zivilsatorische Mission" in Osteuropa
wahrzunehmen, das heißt: Herrschaft über andere Völker auszuüben. Daraus, so
Kornat, ergab sich allerdings für die Politik etwa Josef
Becks
eben das "Dilemma", sich gegen NS-Deutschland und Sowjet-Rußland
durchsetzen zu müssen. Von Dilemma spricht Kornat deshalb, weil ihm eine
andere Selbstdefinition der Republik Polen, etwa als kleines, ethnisch
polnisches Land, ausdrücklich als absolut ausgeschlossen erscheint. Diese
Diagnose dürfte - leider - zutreffen. Sie erklärt viel über die Vorgeschichte
des deutsch-polnischen Krieges von 1939, das hierzulande praktisch unbekannt
ist.
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