Vernichtungskrieg Stichwort:
Geopolitik Als Geopolitik
wird Politik bezeichnet, die sich an grundsätzlichen räumlichen und
geographischen Fakten orientiert. Dazu gehören Fakten wie die Existenz von
Bodenschätzen, Nahrungsmitteln und Rohstoffen aller Art, sowie der Zugang beispielsweise
zu Bodenschätzen über Seewege, aber auch die Möglichkeit zur Sicherung und
Verteidigung gegen äußere Angriffe aufgrund geographischer Gegebenheiten,
etwa der Existenz von Gebirgszügen oder Inseln oder der bloßen Größe
einzelner Staaten. Für letzteres wird oft Rußland als Beispiel genannt Geopolitische
Erklärungsansätze berücksichtigen andere politische Fakten wenig, also etwa
kulturelle Verbundenheiten, nationale Eigentümlichkeiten, soziale Konflikte,
technologische Entwicklungen oder die Gemeinsamkeiten der inneren Verfassung
verschiedener Staaten (z.B. Demokratien, Monarchien oder Totalstaaten). Die Geopolitik
ist ein konstantes Element in der internationalen Politik, da die
geopolitische Lage einzelner Staaten überhaupt erst die Basis für ihre
Handlungsfähigkeit und ihre Macht liefert. Ein rein geopolitischer Ansatz der
Außenpolitik ist jedoch unrealistisch, da die Handlungsfähigkeit von Staaten
immer auch von ihrer inneren Stabilität, ihrer Legitimität nach außen und
ihrer technologischen Kompetenz bestimmt wird, also von Fakten, die von der
Geopolitik nicht berücksichtigt werden. Die neuere
deutsche Geschichte vor 1945 ist von einer großen Differenz zwischen den
politischen Handlungsmöglichkeiten des Deutschen
Reichs
und seiner geopolitischen Substanz geprägt. Als einer der größten und
bevölkerungsreichsten Industriestaaten war Deutschland abhängig von
Einfuhren, die es selbst nur schwer oder gar nicht sichern konnte. Wegen
seiner geringen Größe und dem Fehlen natürlicher Grenzen war Deutschland
zudem schwer zu verteidigen. Der Verlauf der beiden Weltkriege, besonders die
Eskalation des Zweiten Weltkriegs seit Frühjahr 1940, wurde von diesen
Voraussetzungen geprägt. Die gescheiterten Versuche der nationalsozialistischen
Außenpolitik von Joachim von Ribbentrop, die deutsche
geopolitische Lage durch ein Bündnis mit England oder eine Kontinentalblockbildung mit der Sowjetunion zu
verbessern, ließen schließlich die Kriegssituation von 1941 entstehen. Literatur: Friedrich Ratzel:
Politische Geographie oder die Geographie der Staaten, des Verkehres und des
Krieges. 1897 Halford John
Mackinder: Britain and the British Seas. 1904 Alfred T. Mahan:
Der Einfluß der Seemacht auf die Geschichte. 1898/99 (2 Bände) Henry Kissinger:
Diplomacy, 1995 Zbigniew
Brzezinski: Die einzige Weltmacht. Amerikas Strategie der Vorherrschaft. 2002
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