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Vernichtungskrieg

Stichwort: Holocaust

Der Begriff Holocaust bezeichnet den Völkermord an den in Europa lebenden Juden während des Zweiten Weltkriegs. Er umfasst dabei alle Arten der Verfolgung und Tötung von Menschen, die nach der nationalsozialistischen Rassegesetzgebung als Juden galten. Durch deren rechtliche Ausgrenzung, schlechte medizinische Versorgung und Ernährung, Deportation, Zwangsarbeit und direkte Massentötung starben zwischen 1939 und 1945 nach Schätzungen zwischen viereinhalb und sechs Millionen Menschen, die von dieser Gesetzgebung betroffen waren. Als Haupttatorte gelten die Konzentrationslager Belzec, Sobibor, Treblinka, Maidanek, Chelmno und Auschwitz-Birkenau.

Der Holocaust ist Gegenstand umfangreicher geschichtswissenschaftlicher Forschung, die seine Ursachen und seinen genauen Ablauf nachzuzeichnen versucht. Neben dem Bemühen, die Totenzahlen an einzelnen Orten zu ermitteln, steht dabei die Frage nach dem Motiv für den Holocaust im Vordergrund. Die Hauptrichtungen der Forschung zu diesem Punkt gliedern sich in Intentionalisten und Strukturalisten. Intentionalisten sehen den Holocaust als eine frühzeitig beabsichtigte und von den Nationalsozialisten als Antisemiten bewußt ideologisch begründete Tat, Strukturalisten meinen, daß die Eskalation zum Holocaust sich aus widersprüchlichen und chaotischen Strukturen innerhalb des NS-Regimes erst unter dem Eindruck des Krieges entwickelte. Zu beiden Positionen gibt es viele Varianten und Berührungspunkte

Hitler selbst sprach die Ausrottungspolitik gegen die europäischen Juden mehrfach öffentlich in seinen Reden an und bezeichnete sie dort und später in seinem politischen Testament als Rachetat wegen der angeblichen jüdischen Verantwortung für den Krieg gegen Deutschland. Obwohl der Holocaust somit vor der deutschen und internationalen Öffentlichkeit thematisiert wurde, blieben sein genaues Ausmaß und die Art und Weise seines Vollzugs während des Krieges vor der Bevölkerung streng geheim. Trotz genaueren Wissens um die Vorgänge aufgrund von Geheimdienstberichten blieben auch Reaktionen der deutschen Kriegsgegner weitgehend aus. Eine Erklärung ihrer Regierungen vom 17. Dezember 1942 klagte öffentlich an, daß "Hitlers oft wiederholte Absicht zur Ausrottung der jüdischen Rasse" jetzt umgesetzt werden würde. Trotz eingehender Anfragen einzelner Personen und Organisationen lehnten die alliierten Regierungen aber die vorgeschlagenen Pläne für alliierte Hilfsaktionen und Evakuierungsangebote für bedrohte Holocaustopfer ab. Die Gründe dafür sind unklar.

Literatur:

Christopher Browning: Die Entfesselung der Endlösung, Berlin 2003

Laurel Leff: Buried by the TIMES - The Holocaust and Americas most important Newspaper, Cambridge 2005

Jeffrey Herf: The Jewish Enemy - Nazi Propaganda During World War II and the Holocaust, Cambridge und London 2006