Vernichtungskrieg Stichwort:
Nation Der Begriff
Nation leitet sich vom lateinischen Wort natio her, was soviel wie Herkunft
oder Geburt bedeutet. Er ist daher mit dem Begriff Volk verwandt, aber nicht mit
ihm identisch. In Deutschland kam er im 14. Jahrhundert in Gebrauch und wurde
seit dem 15. Jahrhundert in der Kenzeichnung des damaligen ersten deutschen Reichs als des "Heiligen Römischen Reichs
deutscher Nation" verwendet. Damit hatte der offiziell an antik-römische
Traditionen anknüpfende Feudalstaat eingeräumt, tatsächlich ein deutscher
Staat zu sein. Das deutsche Nationalbewußtsein ging diesem Namenswechsel voraus
und hat ihn verursacht. Das deutsche
Nationalbewußtsein war seitdem eng mit dem Gefühl verbunden, in diesem Reich
zu leben. Das Gemeinschaftsgefühl wurde durch die häufigen Angriffe
französischer, schwedischer und türkisch-osmanischer Heere gestärkt, durch
die konfessionelle Spaltung und die zunehmende Schwäche des Reichs in Frage
gestellt. Nach dem Ende des Reichs im Jahr 1806 hielt Johann Gottlieb Fichte
seine "Reden an die deutsche Nation". Er trug dazu bei, daß sich in
den Befreiungskriegen gegen die französische Besatzung ein neues
Nationalgefühl verstärkte. Im Gegensatz zum
Volksbegriff ist der Begriff der Nation eng mit einer bewußten Entscheidung
verbunden. Nationalbewußtsein läßt sich als Willenserklärung beschreiben, dem
Volk in tagespolitischen Fragen Gehör zu verschaffen. Völker, bei denen
Nationalbewußtsein fehlt oder nur schwach ausgeprägt ist, können in der Regel
keine Staaten bilden. Da die Schwäche des Nationalbewußtseins somit die
Voraussetzung für das Entstehen von Imperien und multinationalen
Herrschaftsstrukturen ist, wird der "Nation" ebenso wie dem
"Volk" von entsprechend interessengeleiteter Seite immer wieder das
Existenzrecht abgestritten. Literatur: Johann Gottlieb
Fichte (1808): Reden an die deutsche Nation, Hamburg 1978 Imanuel Geiss:
Nation und Nationalismen - Versuche über ein Weltproblem, 1962-2006. Bremen
2007 Eric Hobsbawm:
Nationen und Nationalismus - Mythos und Realität seit 1780, Frankfurt 1991
(überarbeitet 2004, 3. Auflage 2005 auch als Lizenzausgabe für die
Bundeszentrale für politische Bildung) Robert Seeley:
Die Ausbreitung Englands, Hannover 2008 (Nachdruck der Ausgabe von 1928 - der
Autor arbeitet u.a. den Zusammenhang zwischen der Schwäche von
Nationalbewußtsein und dem Entstehen von Imperien heraus)
|
|||||||
|
|||||||
|
|||||||
|